Frau Isabelle Ulrich

Transfrau (MzF)

Mein Weg ins neue Leben

 

Fünf Jahre der Veränderung - ein Rückblick


Mir aufgefallen ist es im Alter von 15 Jahren. Den erstellten Gutachten (gerichtlich angeordnet) zu Folge, stand es im Alter von 3 Jahren schon fest, dass ich anders auf die Welt gekommen bin. 

Die Zeit von 15 bis 30 Jahren wurde erfolgreich überspielt mit sportlichen Erfolgen: 

1. Bundesliga Badminton, dann bis zu einem tollen 3. Platz  Europa Meisterschaft im Karate

Der Weg in die Freiheit wurde vereinfacht mit meiner Selbstständigkeit (ich bin eine selbstständige Fotografin). Zweifelsohne war das hilfreich sich nicht erklären zu müssen und unter dem Radar eines Künstlers, gewisse Dinge einfach zu tun. Außergewöhnliche Outfits, lackierte Fingernägel, No Problem.

Als es hieß 2018 Brücke oder Outing stand in der Liebe eines zu Hause fest. 

Outing und das Leben in die richtige Richtung drehen!

3 Jahre Bürokratie: 

Simple Gesetzeslücken nutzen und den weiblichen Namen (als Zweitname) in den Ausweis bekommen. Das ging über den gesetzlichen Weg "Divers", dachte ich zuerst! Es kam anders, als erwartet, denn die Bürokratie in Deutschland läuft nicht überall gleich! Mein Geburtsstandesamt war da ganz anderer Meinung. Rückwirkend betrachtet bin ich sogar dankbar dafür! Aber hinnehmen fiel mir zu Anfang sehr schwer! 

Mein erster Weg in mein heutiges Leben ging über einen Besuch bei einem Psychologen. Mit einem schriftlichen Befund über die "Variante der Geschlechtsentwicklung".  Kosten, ca. 15 Euro.

Damit war der Weg frei. Erste Operation mit Brustimplantaten für ein tolles Dekolleté , Lippen machen lassen und vieles mehr. Kosten: 3.500 € Brustaufbau, 400 € Lippen aufspritzen 

Mit diesem Befund konnte ich beim Kreisamt meinen Vornamen ergänzen lassen und meinen heutigen Namen "Isabelle", als Zweitnamen im Personalausweis eintragen lassen. Kosten: 215€ für die Namensergänzung, 28 € für den neuen Ausweis.

Ich hätte mich damals durchaus mit einem "D" für Divers zufrieden gegeben. Aber der Antrag auf den Geschlechtseintrag "D" wurde von meinem Geburtsstandesamt abgelehnt. "Es gibt bei uns kein Divers! Entweder sind Sie eine Frau, oder Sie bleiben ein Mann! Schönen Tag noch!"

Ich recherchierte im Internet nach Möglichkeiten und Wegen. Der einzige und vernünftigste Weg, ging über das Transsexuellen Gesetz (TSG), um das Leben richtig zu ändern! 

Nach dem offiziellen Antrag beim Amtsgericht, ging es zu zwei fremden Gutachtern (die werden vom Gericht in NRW gestellt), parallel hieß es noch auf eine weitere Couch, denn in Deutschland wehen die Fahnen anders. Es gibt einmal den rechtlichen Weg und einmal den medizinischen Weg.

Im Verlauf dieser ganzen Besuche bei Fachleuten, begann die Hormonbehandlung beim Gynäkologen. Eine Veränderung äußerlich ja (Figur passt sich an, Haut wird weicher, Haare ab Schulter abwärts fallen aus…), aber von innen tat sich vieles. Sehr vieles! 

Das Bewusstsein, dass der innere Mensch zum Vorschein kommt, war mehr als beeindruckend. Von Tag zu Tag wurde Frau Ulrich gefestigt! 

Die Gutachten waren perfekt und unterstrichen sogar, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Der Richterspruch im Mai 2022 setze den nächsten größeren Punkt. Von nun an offiziell Frau Ulrich. Name und Personenstandsänderung gingen Ihren Weg. Kosten: 1.830 €

In die Sauna geht es so trotzdem nicht!

Auf der medizinischen Seite ging es mit der Hormonbehandlung immer weiter vorwärts. Allerdings:

Hormonbehandlung heißt ab dem 4 Monat: Ja oder Nein. Was kaputt ist mit Tabletten, ist von da an nicht mehr rückgängig zu machen. Also ja und weiter in der Zeitleiste. 

Ein totes Stück Fleisch kann weg. Immer meine Devise. So ist stand heute. 1,5 Jahre ist er schon tot  da im Mittelfeld.

Von meiner med. Psychologin erhielt ich ein Attest, dass mein Weg unumstritten ist und das nicht mit einem Rückschritt ins alte Leben zu rechnen ist. Ich stellte meinen Antrag bei der Krankenkasse zur Kostenübernahme für die große Operation, was in einem richtigen Krieg endete. Der medizinische Dienst der Krankenkasse lehnte den Antrag ab! Innerhalb von 3 Tagen, war meine Geschichte erneut in der Zeitung. (Geschwindigkeit ist keine Hexerei!) und auf Instagram brachte ich meinen Unmut mehr als deutlich zu Tage (die betroffene Krankenkasse wurde bei jedem Beitrag öffentlich verlinkt. Ich drohte mit einer völligen Eskalierung bis in die ARD. Am folgenden Werktag bekam ich einen persönlichen Anruf vom Vorstand der Kasse, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich das doch bitte sein lassen möge und die Kostenübernahme noch am gleichen Tag per Post an mich ginge. Email kam innerhalb von 2 Minuten! Damit hatten sich die weiteren Besuche bei der Psychologin erledigt. Ein medizinisches Gutachten, wie es vorgeschrieben ist, gibt es von mir nicht! Ein etwas anderer Weg, aber dass war mein Weg bis hierhin immer schon gewesen.

Es folgten 2 Termine im Krankenhaus (Essen und Hamburg) für eine GaOp. "Schnibbel ab Tour" (in sozialen Medien) von mir benannt. 

Termin für die GaOP ist der 15. November 2022. 

Lt. Krankenhaus ist der erste Flug in den neuen siebten Himmel dieses Jahr an Weihnachten möglich.  (Arme Nachbarn, zur Weihnachtsgans gibt es in der ersten Etage Orgasmen bis die Luft raus ist :-))
Egal wieviele Schmerzen dieser letzte Schritt kosten wird. Über 40 Jahre Unterdrückung, wird dass niemals toppen!

Eine Kurzfassung über ein Menschenkind was heute glücklich ist!!! Der Weg war steinig, teilweise lustig, aber auch super interessant!

Meine Meinung und mein Fazit in Kurzfassung: 

Ein Minirock und ein Lippenstift machen keine Frau aus jemanden! 

Da sind noch ganz ganz viele andere Dinge, die bewegend sind um den Platz in der Gesellschaft zu öffnen.
Ich sitze mittlerweile stolz in der komplizierten Frauenwelt, wo Dinge anders laufen als auf der anderen Seite. Besser oder schlechter, behalte ich für mich! Aber hier gehöre ich hin!
Isabelle Ulrich

 

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